Die Rheinpfalz, Montag, den 16. Dezember 2019
Heile Welt in kleinem Format Eulenbis: Modellbahnbörse mit 18 Ständen im Bürgerhaus
Von Joachim Baadte
Unter dem Dach der guten Stube von Eulenbis hatte Gerd Stier am Sonntagmittag zum 46. Mal Modelleisenbahnfreunde zum Staunen und Verkaufen angelockt. An 18 Ständen konnte vom Miniaturauto über Signalanlagen bis hin zu kompletten ICE-Zügen alles erworben und vor allem gefachsimpelt werden. Flammendes Rot leuchtet grell aus den Fensterhöhlen der mittleren Stockwerke heraus. Ein Vollbrand scheint in dem vierstöckigen Mehrfamilienhaus zu lodern. Dichter weißgrauer Rauch quillt in Schwaden aus den Fugen des flachen Daches. Zum Glück ist die Feuerwehr schon zur Stelle. Von zwei Drehleitern aus wird der Angriff auf den Brand im Inneren des Hauses vorgetragen. Im Gegensatz zur realen Welt behindert hier kein Schaulustiger die Löscharbeiten. Nur von der Bahnsteiganlage gegenüber hat sich vereinzelt die eine oder andere Figur umgedreht und beobachtet den Einsatz der Wehrleute.
Häuschen reiht sich an Häuschen: Karl Heinz Weißmann (blaues Hemd) präsentiert seine Miniaturwelt.
Aber dies ist lediglich eine Szene auf der Modelleisenbahn-Ausstellungsanlage, die gleich am Eingang des Bürgerhauses Modellbahn-Freunde jeden Alters in ihren Bann zieht. Und obwohl ihr Schöpfer und Betreiber Karl Heinz Weißmann laut verkündet, dass hier keine Landschaft nachgebildet worden sei, sind Assoziationen der Betrachter nicht zu verhindern. Der Miniatur-Zug fährt hier auf ein Ensemble zu, bei dem hinter einer erhöht stehenden Dorfkirche eine frei sichtbare Burganlage in den Blick gerät. „Nein, das ist sicher nicht die Zugeinfahrt von Osten nach Frankenstein hinein“, ruft Weißmann den Umstehenden zu. Die Burg gebe es zwar im Original, aber irgendwo im Württembergischen. Fein säuberlich geordnet und zum Teil in Sichtkartons verpackt bietet Fritz Höffner aus Haßloch alle Schätze an, die zum Gestalten eigener Modellbau-Welten geeignet sind. Zum Beispiel den guten alten Schienenbus im typischen Nostalgierot. Mit seinen gemütlich abgerundeten Ecken, den geteilten Fahrgast-Fenstern und den drei Vorderleuchten, die ihn auf seinen Nebenstrecken immer so melancholisch haben wirken lassen. Höffner ist 82 Jahre alt und schon seit einem Vierteljahrhundert auf Börsen dieser Art unterwegs. „In letzter Zeit trete ich ein bisschen kürzer“, erzählt er. Auf solchen Veranstaltungen sei er dann nur noch im Frühjahr und im Spätherbst. Und natürlich steht zuhause auch eine große Modellanlage im Fünf-Meter-Format. Ein echter Profi ist dagegen Heinz Hanewald aus Pfungstadt. Modellautos für Eisenbahnanlagen in der Spur H0 sind seine Spezialität. Auf einem Verkaufstisch, der die gesamte Stirnwand des Raumes einnimmt, reiht sich ein Sammelkarton an den anderen. Allein fünf dieser metergroßen Schachteln enthalten Feuerwehr-Fahrzeuge aller Art. „Auf diesem Tisch liegen schätzungsweise 10.000 Modellautos“, sagt Hanewald und deutet mit einer ausladenden Armbewegung über seine Angebotsparade. Aber das Geschäft laufe immer so unterschiedlich. „Einmal habe ich 180 Euro Standgebühr bezahlt und bin mit 70 Euro Einnahmen nach Hause gegangen.“ Aber gute Tage gebe es auch. Ein Sammler sei an seinen Stand gekommen und habe auf einen Schlag 3200 Euro für Wiking-Modelle auf den Tisch gelegt.
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